Text: Oliver Schröder, 15. Juli 2022

Feed me with your Schokokuss: John Cudlip setzt mit Launder einen Punkt hinter sein bisheriges Leben und macht Schluss mit Selbstzerstörung und Suchtverhalten. So eruptiv dieser Wendepunkt ist für sein Biographie gewesen sein mag, so harmonisierend wirkte sich dieser auf seine Musik aus.

Zwar schlägt in jedem der 13 Stücke je ein bitteres und ein süßes Herz, aber insgesamt handelt es sich bei „Happening“ um ein sortenreines, ausgewogenes Shoegaze-Album, das uns einmal um den Block führt und mit allen Qualitäten aufwartet, die das Genre zu bieten hat. „Beggar“ beispielsweise lässt mit seinen Feedbacks und Bassläufen die Erde ordentlich beben, „Lockwood“ ist gleichermaßen noisy wie melancholisch und „Harbour Mouth“ kippt als knackiger Noisepop kurz ins Überschwängliche. Alle Stücke haben diese typische melancholische Sepiafärbung und bieten Gitarren in sämtlichen Variationen: noisy, klar, crunchy, samtig, fluffy. Es sind diese Texturen, die immer im Vordergrund stehen. Selbst das von Soko gesungene „Become“ ordnet sich dieser Herrschaft brav unter.

Ein bisschen klingt „Happening“ allerdings danach, als hätte sich Cudlip vorab hingesetzt und akkurate Pläne für seine Songs vorgezeichnet, die er im Verlauf des Aufnahmeprozesses zusammen mit Sonny DiPerri (u. a. Nine Inch Nails, DIIV) mit passenden Sounds füllte. So entstand ein Süßigkeiten-Kiosk mit liebgewonnen Features, die man von Bands wie Swervedriver, Ride oder My Bloody Valentine kennt. Das macht die Platte ein Stück weit vorhersehbar, aber wenn man eine gemischte Tüte Fruchtgummi bestellt, will man ja auch keine Pommes drin finden. Wenn man genau die Schnittmenge der genannten Bands sucht, ist „Happening“ jedenfalls eine ganz sichere Nummer.

VÖ: 15. Juli 2022 via Ghostly