Text: Lennard Göttner, 04. Mai 2022

Fließend zwischen Französisch und Englisch, zwischen Dream-Pop und Vintage-Psychedelic sowie Zurückhaltung und Entfesselung wechselnd setzt die Französin Melody Prochet mit ihrem neuen Album einen weiteren Meilenstein innerhalb ihres faszinierenden musikalischen Werdeganges. „Emotional Eternal“ gelingt es dabei, selbst für Prochet-Verhältnisse so beispiellos unaufdringlich zu performen, dass Brücken zu vergleichbaren Bands und Künstler:innen wie Wild Nothing, Post Animal oder etwa Hatchie an dieser Stelle schlichtweg nicht geschlagen werden können. Zwar sind die Arrangements innerhalb der Songs teilweise immer noch so gewohnt gewaltig und kolossal – so zum Beispiel auch beim energiegeladenen und großartigen „Where the Water Clears the Illusion“, doch in Verbindung mit der träumerisch und neblig anmutenden Grundtonalität des Werkes entsteht ein geradezu elysisches und ohne Zweifel hoch spannendes Konglomerat an Bescheidenheit und einmaliger Anziehungskraft.

Kosmische Soundeffekte und malerische Psychedelik bilden dabei lediglich die Bausteine für die unantastbare Exklusivität des Arrangements – über allem schweben innerhalb des Werkes vor allem auch Prochets eindringliche Vocals, die himmelhoch tänzelnd von Mutterschaft, Dankbarkeit und der puren Lust am Leben schwärmen. Die Französin selbst spricht im Zusammenhang mit ihrem bereits dritten Studioalbum von einschneidenden Entscheidungen und einem daraus entstandenen inneren Gleichgewicht:

I wanted to be more grounded and mindful through the process. I guided the sessions with simplicity – a contrast with the maximalism of Bon Voyage and the wilderness of my delusions. I made some big and impactful decisions and changes to my life. It took me to where it is peaceful, and I think the record reflects this. It’s more direct.

Mit „Emotional Eternal“ beweist Prochet einmal mehr, dass ihr künstlerisches Schaffen so viel mehr als artifizielle Effekthascherei ist. Ihr neues Werk ist zutiefst menschlich, ja geradezu anthropologisch. Den schmalen Grat zur Authentizität verliert die Französin dabei zu keiner einzigen Sekunde aus den Augen. Knapp vier Jahre nach ihrem letzten Album „Bon Voyage“ präsentiert sich Melody Prochet bemerkenswert ehrlich und intim zurück – und damit sicherlich auch verletzlich. Doch genau das gibt nicht nur ihr, sondern auch ihrer Musik so unbeschreiblich viel Kraft.

VÖ: 29. April 2022 via Domino