Text: Alex Schulz, 12. Juli 2021

Um „Montecarlo Magic“ der Künstlerin Mieke Miami zu besprechen muss zuallererst das überaus gelungene Plattencover seziert werden. Warum? Nun, zunächst es zeigt die Fotografie eines Balletttänzers auf schwarzem Grund inmitten in einer anmutigen Sprungfigur. So weit, so schick – und selbstredend passend zum Albumtitel.

Was nicht zu ahnen ist, ist die Tatsache, dass es sich um ein Foto von Miekes altem Onkel Bernd handelt, der 1968 für Don Quijote an der Berliner Staatsoper tanzte! Das Foto war sogar auf den Autogrammkarten des Solotänzers abgedruckt. Es blieb jahrelang verborgen, bis es nach einigem Gestöber nun den Weg auf das Cover von Enkelin Sabine Mieke Wenzl fand. Mieke Miami, so ihr Künstlerinnenname, hat also einfach ihren lieben Onkel auf das Artwork der zweiten eigenen Langspielplatte gesetzt – eine so unkonventionelle wie wahnsinnig sympathische Wahl.

Nun aber genug, und ab zur Musik: „Montecarlo Magic“ strotzt nur so vor musikalischer Finesse! Mieke Miami lässt ihr Talent als Multiinstrumentalistin merklich in die Kompositionen einfließen. So finden sich auf fast allen Tracks neben ihrem Gesang auch Klavier-, Saxofon- oder Querflöteneinspieler wieder. All diese Instrumente hat sie an der UdK (Universität der Künste) in Berlin studiert und offenkundig gekonnt sowie vielseitig differenziert in die Songs eingebracht. Klar sind alle Songs noch um eine Vielzahl weiterer Instrumente angereichert: sie bestechen mit wunderbar vordergründigen Basslines und meist sanften Percussions genauso wie mit harmonischen Überlagerungen diverser weiterer Sounds. „Montecarlo Magic“ in ein Genregerüst zu zwängen fällt schwer. Zwischen Pop, Jazz und dezentem Soul mit Sechzigerjahre-Vibe ließe sich aber bestimmt die Wahrheit für dieses Album finden.

Wenn es aus dem toll fließenden Album einen Track hervorzuheben gälte, wäre es die Single „The Ambassador of Love”. Ein leicht schleppender, teils hypnotischer Beat, dazu eine catchy Bassline und eine Melodie mit Wiedererkennungswert. Das alles funktioniert auch ohne Albumkontext sehr gut. Es gibt aber noch viel mehr auf dem Album zu entdecken. Sei es „Way Out West“, ein an Bluesrock und Wild Wild West Theme angelehnter Track, „Autoscooter“, ein elektronischerer Slow-Disco Titel, „Pool“ dessen rhythmische Vocals nahezu an Trap erinnern oder das sanft-federleichte Closing mit „Golden Ships“. Kurz: eine Empfehlung (nicht nur aufgrund des Covers).

VÖ: 07. Juli 2021 via Fun In The Church