Text: Julian Tröndle, 26. August 2022

Auch wenn man den Namen Miles Hewitt bisher noch nirgendwo gehört hat, scheint der Songwriter und Lyriker aus New York in der dortigen Musikszene überaus gut vernetzt. Auf seinem Solodebüt „Heartfall“ wird er jedenfalls nicht nur von Musiker:innen aus den Bands von Kevin Morby, Devendra Banhart und Aldous Harding unterstützt; gemixt wurde das Album zudem von Phil Weinrobe, der zuletzt die Alben von Florist und Adrianne Lenker produziert hat.

In den intimeren Passagen von „Heartfall“ lassen sich diese Referenzen zwar erahnen – etwa im Song „Love Comes to Those Who Ask“, in dem neben Stimme und Gitarre einzig ein jenseitiges Holzbläsergespann und ein charmant missglücktes Whisteling-Solo Auftritte haben; insgesamt hatte Weinrobe hier jedoch ein deutlich komplexeres Gefüge an Spuren zu arrangieren: 23 Musiker:innen und ungefähr doppelt so viele Instrumente haben sich nämlich in den Prog-Folk des Albums eingeschrieben – darunter Exotisches wie Mellotron, Cembalo und Bratsche.

Dass dieser orchestrale Zierrat nicht in eine marinierte l’art pour l’art umkippt, liegt vorrangig an der Stimme Hewitts, die besonders in den oberen Registern abseits des eigenen Vermögens agiert und in Folge regelmäßig wegbricht. Es sind jene Momente, in denen das Rauchige sozusagen in Rauch aufgeht, die die in der Folk-Tradition verwurzelte Poesie seiner Lyrics effektvoll validieren. Außerdem dürften sie auch für die gefühlte ästhetische Nähe zur Musik von Aldous Harding verantwortlich sein. Diese scheint besonders im soulful folk des Songs „Reporter“ auf, in dem Bass, Motown-Drums und diffuse Samples einen geisterhaften Groove entwickeln. Trotz der stellenweisen Tendenz zum ziellosen Mäandern ist „Heartfall“ insgesamt also eine ebenso vielseitige wie geschmackssichere Angelegenheit.

VÖ: 26. August 2022 via Miles Hewitt