Die schlimmsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Die Band N0V3L aus Vancouver weiß das und hat ihrem Debüt den Namen „Non-Fiction“ verpasst. Das Album des DIY-Musikkollektivs ist in einer Zeit entstanden, in der Kanada und die Vereinigten Staaten von einer Opioid-Krise getroffen werden, die hunderttausende Menschen das Leben kostet. In einer Zeit, in der viele Menschen ihre Häuser verlassen müssen, weil der Immobilienmarkt in Vancouver wie ein gefräßiges Monster über die Stadtviertel herfällt.
„Non-Fiction“ ist ein düsteres Debüt, auf einem Tascam-388 Achtspur-Tonband aufgenommen, alles andere als perfekt. Die Songs schwanken irgendwo zwischen Post Punk und New Wave und erinnern gleichermaßen an Joy Divison oder auch neuere Verfechter der Genres wie The Murder Capital. Monotone Bassläufe und Synthesizer prägen den Bandsound, Sänger Jon Varley lässt seiner Wut und seiner Verzweiflung freien Lauf:
Forced adaptation, notice of foreclosure / Dragging us forward, an indifferent future.
Eine solche notice of foreclosure, also eine Räumungsklage, erhielt die Band während den Aufnahmen ihres Debüts, mittlerweile mussten die Musiker ihre Bleibe in Vancouver räumen und wohnen über ganz British Columbia verstreut. Trotz aller Bitternis bewahrt sich „Non-Fiction“ einen trotzigen Optimismus und die elf Stücke geraten recht eingängig und tanzbar. Einen großen Verdienst dazu leistet neben den Gitarrenmelodien vor allem auch ein eingestreutes Saxophon, eines der wenigen Lichtzeichen auf „Non-Fiction“. Vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren.