Text: Christian Selzer, 15. Mai 2018

Weg mit dem Wegbier. Mehr Sport. Bewusster leben. Und überhaupt: Irgendwas lässt sich immer selbstoptimieren. Schließlich möchte man ausgeschlafen aussehen auf Instagram. Wer jetzt tief in sich hineinspürt und da trotzdem nichts findet, dem sei die Band Nest Egg empfohlen. Deren neue Platte „Nothingness Is Not A Curse” feiert das Nichts und schlägt dem herrschenden Achtsamkeitsdiktat mit „mood music for nihilists” ein Schnippchen. Inneren Frieden? Kann man darauf lange suchen.

Der an Krautrock geschulte Postpunk des Trios erinnert vielmehr an eine Rotzlöffel-Version von Neu!, die sich auf dem Weg zum Ratinger Hof verfahren haben und jetzt lieber in der Fußgängerzone pöbeln, als mit Kunststudenten abzuhängen. Natürlich weckt das stoische Schlagzeugspiel Erinnerungen an Can und auch die Kosmische Musik von Ash Ra Tempel funkt regelmäßig dazwischen. Ein x-ter Aufguss des Psych-Rock-Revivals sind Nest Egg trotzdem nicht: Das Krautpunk-Kollektiv überzeugt mit rauem Groove, schrammeligen Riffs und minimalistischen Jams, zu denen man hervorragend gegen Dauergrinser stänkern oder alternativ durch Brennnesselfelder laufen kann. Stark!

VÖ: 13. April 2018 via Fuzz Club Records