Text: Stefan Killer, 01. März 2022

Wer Sasami kennt, weiß um ihren Hang zu bedingungslosem Wabi-Sabi. In ihrer Musik vereint die ausgebildete Komponistin klassisch poppige Formen mit kulturell vielfältigen Inhalten. So weichen Ideale auf, um Revolutionen im Kleinen Platz zu machen. Doch während die ersten musikalischen Gehversuche eher traditionell klingen, versucht Sasami mit „Squeeze“ eine Dekonstruktion altbewährter Muster.

Wie das klingt, offenbart nur der Komplettdurchlauf des Albums. Industrial-Strophen walzen den Boden für zweistimmige Hooks („Say It“), die ebenso gut aufgehoben wären im 90s-Teenie-Drama „Cruel Intentions“ und dessen Soundtrack. Das folkige „Tried to Understand“ hätte Aimee Mann nicht besser schreiben können und animiert zum Mitsingen.

Oper, aber als Popalbum

Um das Opernhafte, das Dramat(urg)ische an „Squeeze“ zum Ausdruck zu bringen, wechselt Sasami immer wieder Stil und Instrumentierung. Da finden sich Metalklänge („Sorry Entertainer“) neben Synthis und Noiserock („Squeeze“), um kurz darauf den Streichern Platz zu machen. Die Frau, die sowohl von der Heimat Korea und Auswanderung ihrer Familie nach Japan geprägt ist, schert sich weder um rote Fäden noch stilistische Konventionen.

Zusammengehalten wird ihre Musik durch die Form, den musikalischen Rahmen, ihre bannend schöne Stimme. Alles Andere kann, darf und soll. Und „Squeeze“, ihr zweites Album, zeugt von dieser Metamorphose. Sasami ist auf dem besten Weg von der traditionell geprägten Indie-Musikerin zu einem popkulturellen Gesamtkunstwerk.

09.05.2022 Berlin – Metropol
14.05.2022 Hamburg – Fabrik
15.05.2022 Köln – Carlswerk Victoria
17.05.2022 (AT) Wien – WUK
19.05.2022 München – Strom

VÖ: 25. Februar 2022 via Domino Music