Text: Tim Brügmann, 10. März 2021

Dinnereinladung in die Verbotene Stadt. Unweit von Berlin gibt es einen Ort, der jahrelang als Verbotene Stadt galt – Wünsdorf. Etliche Menschen lebten einst hier, bevor der Krieg es zum Nervensystem der Wehrmacht machte und es schließlich den sowjetischen Streitkräften in die Hände viel. Kaiserreich, NS-Zeit und DDR sind wohl an keinem anderen Ort derart verwoben. Der perfekte Grund also für ein avantgardistisches Musikvideo?

Genau das dachte sich das Berliner Cinematic Chamber Orchestra mit Namen Sometimes with Others. Das viel beachtete Debüt “Nous” glänzte bereits letztes Jahr mit seinem schwermütig-bedrohlichen Noir-Jazz und der sanft rauchigen Stimme von Mika Bajinski. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis dieses Meisterwerk seine Umsetzung ins Visuelle finden sollte.

Für die Auskopplung „Easy As A Gun“ präsentiert sich das düstere Ensemble im Rahmen einer dekadenten Dinnergesellschaft an jenem verbotenen Ort. Dabei entstand unter der Regie von Lilli Moors und Adam Graf an der Kamera ein unheilvoller Fiebertraum, eingefangen durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen und Objektive. Als Darsteller*innen leisten Sometimes With Others Namen wie Steve Morell (Model für Saint Laurent u.a.), Toby Dammit (Schlagzeuger/Keyboarder für Iggy Pop und Nick Cave), die jamaikanische zeitgenössische Tänzerin Maya Williams, der Künstler Mathias Wanner und die Kostümdesignerin Céline Pelé erlesene Gesellschaft. Die personifizierte Unschuld inmitten verachtungswürdiger Tischmanieren, Augenklappe und Exzess bildet die Balletttänzerin Eva Heise.

Genug Gründe also, um noch einmal in einen der besten Releases des letzten Jahres einzutauchen. Auf dass das Eis im Whiskeyglas inmitten des irdischen Fegefeuers auf ewig klingen möge.

VÖ: 09. März 2021 via Grand Chess