Text: Stefan Killer, 02. Dezember 2019

Wer gute Kritiken kennt, weiß, dass Namedropping ein seltenes Gut darin ist – liegt wohl daran, dass es bei Lesern beziehungsweise Hörern oft zu wenig Platz für eigene Assoziationen lässt. Geht’s um die neue VUG, ist nun aber eine Ausnahme fällig.

Die Gruppe aus Berlin hat in Felix Scholl einen Frontmann gefunden, der nicht nur stimmlich an den Großmeister der Gitarre erinnert. Nein, auch das Klangbild auf „Onyx“ ähnelt dem Ideal der Hendrix-Ära: Wohldosierte Zerre, die Hooks sind sekundär. Zwischen triolisch hart und akustisch zart rangieren die Stücke. Der zweite VUG-Langspieler scheppert stilsicher und homogen, retrotypische Effekthascherei ist überflüssig. Genauso wenig braucht’s ausufernde Jams oder doomige Akkordflächen.

Felix Scholl, Bassist Philipp Hennermann – von ihm stammt das Cover – sowie Gitarrist Max Raine und Neuzugang Leonard Vaessen bilden trotzdem eine wuchtige Einheit. Letzterer ersetzt seit diesem Album-Zyklus den ausgeschiedenen Nicholas DiSalvo am Schlagzeug. Und das tut dem Quartett gut, löst es sich so doch etwas vom Elder’schen Einfluss. Mit einer Ausnahme: Für „Palace of Sin“ hat Nick noch mal die Drumsticks gezückt.

Die Songs auf „Onyx“ tragen mal eine getrieben düstere, ein andermal eine klar zugängliche Handschrift. Was aber ein Meisterstück wie „Blue Onyx“ oder „Tired Of“ von Mr. Hendrix und dessen Gitarren-Zeitgenossen unterscheidet, ist vor allem die Klarheit. VUG beweist: Virtuosität braucht keine Schnörkel. Und wer grundsätzlich anderer Meinung ist, überzeugt sich am besten selbst in einem der anstehenden Klubkonzerte.

06.12.2019 Münster – Rare Guitar
07.12.2019 Oldenburg – MTS
08.12.2019 Hamburg – Lehmitz
11.12.2019 Kassel – Karnak
12.12.2019 Viechtach – Altes Spital
13.12.2019 (AT) Linz – KAPU
14.12.2019 Bamberg – Pizzini
15.12.2019 München – Backstage
20.12.2019 Würzburg – Immerhin
21.12.2019 Berlin – Zukunft am Ostkreuz

VÖ: 29. November 2019 via Noisolution