Text: Oliver Schröder, 04. März 2022

Unheimliche Schattenlichter: Nach sieben Jahren tauchen Warm Graves aus der Versenkung wieder auf. Zumindest zum Teil, denn eine Hälfte bleibt weiterhin im Dunkeln verborgen. Dafür leuchtet die andere Hälfte so hell, dass es in den Augen brennt.

Vor sieben Jahren waren wir alle jemand anders. Auch an Jonas Wehner ist die Zeit nicht spurlos vorübergezogen. Hört man sich die neuen Stücke an, muss es eine Zeit voller Veränderungen und Umbrüche gewesen sein. „Die sieben Jahre waren nicht leicht. Es gab viele Wendepunkte in meinem Leben und ich musste einiges dazulernen. All das steckt komprimiert in den neun Songs“, bestätigt Wehner den ersten Eindruck, der beim Durchhören entsteht. Dabei befinden wir uns musikalisch nicht durchgängig im Tal der Toten. Vielmehr kippen die Klänge in unterschiedliche Richtungen ab. Je nachdem, welcher Winkel eingeschlagen wird, kommt mal mehr oder mal weniger Tageslicht durch. Neonlicht und Schwärze wechseln sich in einer Mischung aus Ambient, Coldwave und Synthpop ab. Brad Fiedels Tech-Noir-Sound aus dem ersten Terminator-Film liegt dabei ebenso nah, wie Vangelis‘ Blade-Runner-Soundtrack. Überhaupt steckt das Album so voller Atmosphäre, dass sofort Filmbilder im Kopf entstehen.

Ein markantes Feature, das „Ships Will Come“ auszeichnete fehlt dabei vollständig. „Ease“ kommt nämlich komplett ohne Chöre aus. Stattdessen rückt Wehner mit seinem Gesang viel näher an den Hörer heran und stellt damit trotz aller elektronischer Kühle seine verletzliche Seite beeindruckend offen zur Schau.

02.04.2022 Stuttgart – Merlin
22.04.2022 Leipzig – Neue Welt
23.04.2022 Köln – C/O Pop
13.05.2022 Hamburg – Hafenklang
14.05.2022 Oberhausen – Kulttempel
01.06.2022 Hamburg – Aalhaus
02.06.2022 Jena – Trafo
03.06.2022 Leipzig – Wave-Gotik Treffen

VÖ: 25. Februar 2022 via Fuzz Club