Text: David Maneke, 09. Oktober 2019

White Hand Gibbons erstes Album „Songs About Cars“ ist am 30. August erschienen und ist, auf einen Ausdruck heruntergebrochen, ein Album über menschliche Beziehungen. Im Song „Sameyouth333“ widmet sich Mastermind Dominik Jureschko Familienbeziehungen. Wir haben die Ehre, Song und Video heute zu präsentieren.

Der Song erzählt eine Geschichte. In klaren Worten trägt das lyrische Ich einen Vorfall zu, der sich in seiner Kindheit zugetragen hat; der erzählende Junge und sein Bruder spielen mit einem Gewehr, das ihnen der Opa zum spielen gegeben hat. Dabei kommt es zu einem Schuss, der dem kleinen Bruder beinahe das Leben kostet, was den Erzähler lange später noch in seinen Träumen verfolgen wird. Am Ende hin stellt er fest, dass er sich der Liebe seines Bruders sicher ist, aber: Does He Really Like Me?

Der Text lebt von seinen Auslassungen. Damit schafft Jureschko erkleckliche Semantiken und skizziert in sparsamen Worten ein lyrisches Abbild dessen, was Familie eben auch bedeuten kann: viel Unausgesprochenes, Gewaltiges was sich innerhalb der Familie zuträgt, und sich aufgrund genau dieser Tatsache, der systematischen Aufarbeitung dann doch entzieht. Es ist ein schmerzhaft ambivalenter Raum, die eigene Familie.

Verschärft wird das ganze durch die musikalische Sprache von White Hand Gibbon. Dream-Pop-Folk und Autotune sorgen dafür, dass der so nüchtern verfasste Text eine ganz erstaunliche Verfremdung erlebt. Das erzeugt dann schon einen gewissen beklemmenden Druck, der auf dem Zuhörer lastet, mag die Musikalische Sprache doch auf den ersten Blick so gar nicht zu der ziemlich abgekühlt vorgetragenen Geschichte passen. Jureschko spielt mit Stimmungen – und das macht „Sameyouth333“ zu einem unglaublich aufregenden Song, der es in nicht mal drei Minuten schafft, ein famos pointiertes Porträt einer Familie zu zeichnen.

VÖ: 30. August 2019 via Späti Palace