Text: Oliver Schröder, 29. Juni 2018

Music for Spaceports: Dem Herbert sei’s gedankt, dass Holgers Vermächtnis nicht verloren geht. Neben der Veröffentlichung wenig bekannter Soloschätze gab es auf Grönland Records bereits zum achtzigsten Geburtstag die große Czukay-Retrospektive, die den unbedarften Hörer mit all seiner richtungsweisenden Sonderlichkeit mit voller Wucht konfrontierte und in dieser komprimierten Form auch mal überfordern konnte.

Mit der Doppelveröffentlichung „Plight & Premunition / Flux & Mutability“ hat es der Hörer nicht so schwer, sich auf die Musik einzulassen. Zusammen mit Japans David Sylvian nahm Czukay zwei Alben auf, die Ende der Achtziger Jahre erschienen. Ersteres besteht aus zwei stark von Brian Eno geprägten Ambientstücken, die mit ihrer düster-melancholischen Stille minutenlang ungewöhnlich ruhig über die Plattenrillen fließen. Die Nadel hinterlässt ihre Spuren in einer unberührten, grauen Eislandschaft, deren Weitläufigkeit ebenso tröstet, wie sie Angst macht.

Der zweite Teil ist aufgrund seiner Gastbeiträge insbesondere für Can-Freunde interessant. Mit Michael Karoli und Jaki Liebezeit ist fast die ganze Band im Studio vereint und gibt einen Einblick in den Can-Sound zu „Rite Time“-Zeiten mit anderen, stark reduzierten Vorgaben. Ergänzt durch Markus Stockhausen am Flügelhorn und sporadische Sprachsamples erscheinen die beiden Stücke „Flux & Mutability“ streckenweise wie Can auf Valium: langsam, schwerelos, instrumental.

Erstaunlich wenig gealtert ist diese Wiederveröffentlichung und damit definitiv mehr als eine bloße Obskurität für Komplettisten, die mit der für das Label typischen liebevollen Aufarbeitung aber ebenfalls sehr glücklich sein sollten.

VÖ: 22. Juni 2018 via Grönland