Text: Christian Selzer, 15. Juni 2020

Um in Genre-Schubladen verstaut zu werden, waren Deerhoof immer schon mindestens drei Hooks zu schnell. Kaum ein Stil, den das Quartett in seiner 26-jährigen Bandgeschichte nicht gekaut, verdaut und als eklektische Masse wieder ausgespuckt hätte. Mit „Future Teenage Cave Artists” lösen die Noise-Avantgardisten nun das Ticket in die Zukunft. Die allerdings verheißt nichts Gutes: Nach dem poppigen „Mountain Moves” (Besprechung) gewinnen auf „Future Teenage Cave Artists” die dystopischen Klänge die Oberhand. Dafür rauen Deerhoof ihren Stop-and-Go-Sound hörbar auf: Kratzige Blues-Riffs und rostige Klaviere legen düstere Grooves, die sich schneller wieder auflösen, als man „Progrock” rufen kann.

Klar, „Future Teenage Cave Artists” klingt weiterhin unverkennbar nach Deerhoof. Sängerin Satomi Matsuzaki säuselt ihre Texte zwischen Dada und Singkreis, Greg Saunier drischt die Drums wie ein tollwütiger Muppet und das Saiten-Gespann Rodriguez/Dieterich streitet sich darum, wer die irrwitzigeren Um-die-Ecke-Riffs abliefert. Doch im Zusammenspiel mit den mehrstimmigen Harmonien entsteht ebenso eine Intimität, die dem Sound von Deerhoof eine neue Facette hinzufügt.

Die Erkenntnis aus „Future Teenage Cave Artists”: Auch in der Zukunft lauert die Gefahr hinter jeder Ecke. Solange Deerhoof dort aber weiterhin in der Höhle proben, um Stilgrenzen und Erwartungshaltungen zu torpedieren, muss einem nicht bang sein.

VÖ: 29. Mai 2020 via Joyful Noise Recordings