Text: Christoph Walter, 01. Februar 2022

Vom Magazin Uncut wurde Zach Condon vor einer Weile durchaus treffend als „Wes Anderson des nostalgischen, anspruchsvollen, weltumspannenden Indie-Folk“ bezeichnet. Bittet man solch kreative Geister wie Anderson und Condon darum, in Depots zu stöbern und Archiven zu graben, ufert das schnell einmal aus.

Vor ein paar Jahren durfte der Regisseur Wes Anderson eine Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien zusammenstellen und förderte dafür kuriose, längst in Vergessenheit geratene Stücke wie die titelgebende „Spitzmaus Mummy in a Coffin“ aus den Tiefen des Museumskellers ans Tageslicht. In Kisten auf staubigen Dachböden hat Beirut-Mastermind Zach Condon zwar nicht gewühlt, dafür aber einige alte Festplatten nach ungehobenen Schätzen durchforstet, die es nun auf der satte 26 Titel umfassenden Sammlung „Artifacts“ zu hören gibt. Dass die Platte ursprünglich als Zusammenstellung von älteren EP-Tracks und B-Seiten geplant war, verdeutlicht vor allem die erste Seite der Doppel-LP (als physischer Tonträger erscheint „Artifacts“ erst Anfang März), die einen ebenso zugänglichen wie grandiosen Einstieg bildet. Herzstück ist die komplette „Lon Gisland“-EP mit den Publikumslieblingen „Elephant Gun“ und „Scenic World“, die nach wie vor zu den Glanzstücken des umfangreichen Beirut-Katalogs gehören. Zusammen mit dem ebenfalls wunderbaren Caetano Veloso-Cover „O Leãozinho“ rechtfertigt allein dieses erste Septett an Songs den Kauf von „Artifacts“.

Danach geht es immer tiefer hinein ins Frühwerk des jungen Zach Condon. Die ältesten Songs wie „Fyodor Dormant“ hat der Amerikaner bereits im zarten Alter von 14 Jahren geschrieben und aufgenommen. Schon diese ersten Gehversuche, oft eher Miniaturen als ausgefeilte Stücke, klingen unverkennbar nach Beirut. Ein musikalischer Weltenbummler (und Liebhaber von Synthesizern älterer Bauart) war Zach Condon also schon, als er noch in seinem Kinderzimmer in Santa Fe herumtüftelte. Für diese Erkenntnis hätte es „Artifacts“ zwar nicht unbedingt gebraucht und manche Stücke wird man sich vermutlich nicht öfter anhören, aber gerade für Fans ist diese umfangreiche Sammlung natürlich absolut unverzichtbar.

VÖ: 28. Januar 2022 via Pompeii Records