Text: Pierre Rosinsky, 25. Oktober 2022

Leicht amüsiert schaute die Musikwelt letztes Jahr auf das Debütalbum dieser Post-Punk-Band aus South London, die sich Dry Cleaning nennt. Was meint die Frontsängerin damit, dass sie selbst eine herzhafte Banane sei? Und warum redet sie wenig später plötzlich von Panzerfaust-schießenden Frauen? Frontsängerin Florence Shaw machte es einem gar nicht so leicht, Sinn in Texten wie dem von „Scratchcard Lanyard“ zu finden, aber darum geht es wahrscheinlich auch nicht. Auf ihren Spoken-Word-Post-Punk sind Dry Cleaning nämlich deshalb gekommen, weil Shaw ganz bewusst zusammenhanglose Sätze, die sie im Alltag hörte, ins Mikrofon säuselte. Auf „Stumpwork“ wird dieses Prinzip in gewisser Weise weitergeführt.

“I’ve seen your arse but not your mouth / That’s normal now” – in einem Album voller vermeintlich randomisierter (Alltags-)Phrasen stechen diese Zeilen aus „No Decent Shoes For Rain” dennoch heraus. Spätestens hier wird nämlich klar, dass Dry Cleanings lyrische Herangehensweise sehr wohl dazu imstande ist, Geschichten zu erzählen und gesellschaftliche Zusammenhänge zu entdecken. Zufällige Sätze werden somit im Kontext doch wieder sinnig.

Sorgen um Abwechslungsreichtum ob der bewusst zur Schau gestellten Lakonie Shaws sind übrigens noch unbegründeter als sie es beim Debüt waren. Die Band versucht sich an vielen Stilen und musikalischen Wendungen – entstanden sind Songs wie das Jangle-poppige „Kwenchy Kups“ oder das düster-basslastige „Liberty Log“. Shaw wirkt hier schlussendlich wie der Kleber, der alles zusammenhält; während sich die restliche Band im Hintergrund ausprobiert, führt ihre warme Stimme durch das wilde Hörspiel.

09.11.2022 Köln – Club Volta
18.03.2023 Hamburg – Knust
22.03.2023 Offenbach – Hafen 2
23.03.2023 München – Strom
28.03.2023 Leipzig – UT Connewitz
29.03.2023 Berlin – Festsaal Kreuzberg
24.03.2023 (AT) Wien – Flex Club

VÖ: 21. Oktober 2022 via 4AD