Text: Lennard Göttner, 28. Januar 2020

Helicon sind zurück mit einem brandneuen Longplayer. Er folgt auf ihr selbstbetiteltes Debütalbum (2017) und fühlt sich an, als ob der Albumtitel bereits vor dem Produzieren der Songs feststand und stets als Überschrift beim Komponieren in den Köpfen der Glasgower umher schwob. Denn was die Band mit ihrem Werk präsentiert, ist in gewisser Weise Chaos, in gewisser Weise sogar Krach. Doch Helicon schaffen es, dieses Chaos zu ordnen und auf neun kraftvolle und mächtige Songs zu komprimieren.

„This Can Only Lead To Chaos“ präsentiert einen fuzzigen Sound, der vor allem von einprägsamen Gitarrenmelodien und John-Paul Hughes atmosphärischen Vocals getragen wird. Der Longplayer wirkt zu keiner Sekunde optimistisch, im Gegenteil: Er ist düster und energisch und könnte mit Sicherheit gut als Soundtrack dienen, etwa wenn Alex DeLarge in Uhrwerk Orange wieder auf exzessive Gewaltmärsche geht. Das gesamte Album wirkt wie ein experimentelles Klanggefüge, das kurz davor ist auszubrechen. Vor allem die ruhigeren Passagen der Songs entfachen und verstärken die angesprochenen Ausbrüche. Was damit gemeint ist? Es entsteht das Gefühl, dass die Glasgower mit diesem Album einfach alles rauslassen, was sich in den vergangenen Jahren seit ihrem Debütalbum angestaut hat. Und dieser Zorn und diese Wut haben auch einen ganz bestimmten Namen: Wir. Es sind wir alle. Die Gesellschaft und der Zeitgeist, wie Sänger Hughes gegenüber dem Albums erzählte:

We are living in unprecedented times. This age of greed, individualism, fear, ignorance and manipulation of the masses has brought us to the point we are electing predatory liars and con men who bully and discriminate, then wear it as a badge of honour. They encourage and embolden others to follow suit then wash their hands of the consequences like some fucking modern-day Pontius Pilate and his privileged prick pals. We live in a society that denies climate change. We make stupid people famous. The Sun is the best-selling newspaper. Ed Sheeran is named ‘artist of the decade’. There are more food banks than McDonalds in the UK. The whole shit house is going up in flames whilst fuckwits watch Love Island and flick through which filter to apply to their latest selfie.

„This Can Only Lead To Chaos“ verkörpert genau das, was Hughes stört. Das Album symbolisiert den Zorn und den Missmut, der in den Glasgowern steckt und schreit alles raus, was rauszuschreien ist.

VÖ: 24. Januar 2020 via Fuzz Club Records