Text: Säm Wagner, 19. September 2022

Neulich wurde wieder irgendwo gefragt, welche denn die beste Brit-Pop-Band war: Oasis oder Blur? Der Gefragte antwortete aus voller Überzeugung: Suede. Und wirklich, Jahre nach dem Brit-Pop-Hype geht die Band um Sänger Brett Anderson in der Rückschau gerne unter. Dabei waren vor allem ihre ersten drei Alben „Suede“, Dog Man Star“ und „Coming Up“ künstlerische Meisterwerke. Doch das war Anfang und Mitte der Neunziger. Nach zwei weiteren Alben war 2003 die Luft raus. Suede lösten sich auf. Beim letzten Gig kündigte Anderson noch an: „See you in the next life.“

Dieses nächste Leben begann 2010. Suede waren zurück. Doch sie blieben unter dem Radar der breiten Massen. Vor allem das 2018er Album „The Blue Hour“ war zu sperrig und zu verkitscht, um die Fans zu begeistern. Nun, 30 Jahre nach der Debütsingle „The Drowners“, wollen Suede zu alter Frische zurückkehren – und haben ein für ihre Verhältnisse gar ungestümes Punkalbum aufgenommen. Die Gitarren sind zurück. Pathos und Hymnen wurden zurückgenommen (es gibt auch nur zwei Balladen auf „Autofiction“), dafür gibt es rumpeligen Rock. Man hört Einflüsse von Joy Division oder von Interpol oder den Editors. Suede wollten die neuen Songs möglichst live einspielen, was man vor allem beim Opener „She Still Leads Me On“, dem besten Song auf „Autofiction“, und dem Schlusssong „Turn Off Your Brains And Yell“ hört. Damit geht die Band zurück zu den wilden Anfängen. Doch leider geht dabei der Suede-typische Pathos ein bisserl zu sehr unter.

11.10.2022 Köln – Gloria-Theater
12.10.2022 Hamburg – Grünspan

VÖ: 16. September 2022 via BMG